Sonntag, 28. Juli 2013

Trois ballons d'Alsace

Trois Ballons d’Alsace
Alles fing mit dem Ventoux an. Den hatten wir nun ja hinter uns.
Und so frisch aus dem Urlaub zurück waren wir als Helfer zum Triathlon von Obernai eingeschneit. „Da kann ich Manu doch mal fragen ob irgendwann ein Rennen ist bei dem ich dieses Jahr starten kann“.
Manu, unser Team Obernai Trainer/Chef/Organisator/mich den Berg runter Motivierer, hatte auch eine Idee: „Wenn dir der Ventoux Spass gemacht hat dann kannst du Steige fahren. Da ist ein dicker Berg drin. Das ist Ende Juli“. Wir hatten Anfang Juni und ich hätte noch genug Zeit mich vorzubereiten.
Dann musste ich –als Besenwagen für die Radstrecke eingeteilt- mit Laurent aufbrechen. Manu und Michael blieben in Obernai. Schliesslich waren sie als Führungsfahrräder für die Laufstrecke zuständig.
Abends zu Hause angekommen warf Michael den Rechner an: „Manu ist noch was eingefallen: Du kannst die Trois Ballons d’Alsace fahren. Da ist eine Cyclo (RTF?) rund um den Ballon d’Alsace“.
-        Ok? Wann?
-        Nächstes Wochenende
Soviel zum „noch 2 Monate Zeit bis Steige“
-        Wieviel?
-        2 Strecken: 105 mit 2100Hm oder 210 mit 4200Hm
-        ICH FAHR KURZ!!!!
Und so kam es, dass ich mich 1 Woche später unter 5000 (!!!) Rennradfahrer mische und losballerte.
5000 Materialjunkies. Um es mit den Worten eines Teamkollegen zu fassen: Alle Räder verkaufen und das französische Staatsdefizit ist Schnee von gestern.
Ich bin noch etwas verwirrt vom Vortag: Wo muss eigentlich die Startnummer hin? Geht mein Tacho (Antwort NEIN… egal ich hab ja das Höhenprofil und ich fahr einfach den anderen hinterher). Und Heuschnupfen gabs gratis. Vermutlich vom Brennesselsirup den ich im Gîte probiert hatte.
Am Start treffe ich noch eine deutsch Triathletin. Wir brechen uns 2 Sätze auf Englisch einen ab, bevor wir merken, dass wir eigentlich Deutsch reden können. *Ups* Sie startet Langstrecke. Ich wünsche ihr viel Spass. Wir sehen uns später. Denn Kurzstreckler überholen einen Teil der Langstreckler.
Kurz vor der Startlinie stosse ich auf meine Kollegen, mit denen wir am Vortag Pastaparty machen wollten. Leider wollten die 4990 anderen Fahrer das auch und Luxeuil les Bains war hoffnungslos überfordert. Wir landeten irgendwann in einem netten Lokal mit Foie Gras, wohingegen sie lieber Coucous essen wollten.
Endlich darf auch die Kurzstrecke starten (wir warten schon seit 45min im Startblock. Meine Kollgen ballern los (muss man auf den ersten 100m schon gewinnen). Ich bin mich noch am orientieren, während Michi mich rauswinkt: „Ich hatte vorhin deinen Schnellspanner ned richtig fest“. Guut, dass er mich noch gefunden hat J
Abgehts. Jetzt will ich auch. Ich ballere also los wie alle anderen. Der erste Col rutscht auf der linken Arschbacke. Die Holländer und Belgier um mich herum fluchen schon …was haben die erwartet?
Es geht weiter über flache Ebenen. Ich hänge mich in eine Gruppe. Eric, ein später gestarter Kollege überholt mich. Ich hänge mich an ihn dran.
Dann kommt die Wand: Col des Chèvres.
Es geht hoch. Am Wegesrand stehen lustige Schilder, die die Steigungsprozente anzeigen (und kommentieren). 10% „noch ist es flach“….moment mal…
Eric ruft mir zu ich soll mich einteilen. Das machen meine Beine von ganz alleine: Es geht um Kurven, Rollsplitt kommt, die Steigung flirtet mit den 20%. Wiegetritt Fehlanzeige, denn es rutscht sofort auf dem Splitt. In meinem Hirn läuft ein Satz gebetsmühlenartig rund: „nicht absteigen, weiter, guck nicht zurück, irgendwann ist jeder Col zu Ende“…dass es bis dahin aber noch 5km dauert hat mir keiner gesagt. Irgendwann bin ich oben. Tretend, nicht schiebend im Gegensatz zu vielen anderen.
Ausruhen? Fehlanzeige. Es geht sofort in eine genauso steile und verzwickte splittige Abfahrt. Gleich hinter Kurve 2 steht ein Krankenwagen mit Blaulicht. Fahrrad im Graben, Fahrer ebenso. So geht es weiter. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Krankenwagen bei einer Sportveranstaltung gesehen.
Es geht weitere Cols hoch. Weniger spannend; keine Aussicht aber auch keine 20% und wieder runter. Mein Tacho geht nicht, ich vermute mal ich habe ca. 75km gefahren. Jetzt kommt eine Abfahrt und dann gibt’s endlich die 2. Verpflegungsstelle.
Ein weiterer Vereinskollege fährt an mir vorbei. Auch er viel später gestartet. Ich kann mich in seinen Windschatten hängen. Wir machen die Abfahrt und das Flachstück gemeinsam. Endlich: Versorgung: Ich halte an. Egal wieviel Zeit das kostet. Beherztes Kalorienfressen bei Km 84: Trockenfrüchte, Apfel, Haribo und Münsterkäsebrot wandern in wahlloser Reihenfolge in mich hinein. Ein Münster-Haribo-Brot fährt die nächsten Kilometer mit und wird unterwegs verspeist. Schwanger? Nee Rennradfahrer.
Beflügelt durch die Worte des Helfers: „Jetzt geht’s nur noch runter und flach, Ruschbahnfahren!“ starte ich durch. Noch ein Fahrer aus Obernai schliesst auf. Jippijeiijo: Noch 25km, wir sind eine Gruppe von ca. 6 Fahrern, 3 Mädels. Er als Gruppenerfahrenster organisiert. „Windschatten, bleibt zusammen Mädels, spart eure Kräfte, die langen Geraden kommen auf den letzten 10“
Wir tun wie gesagt. Die 20km Marke fliegt vorbei. Noch eine kurvige Abfahrt. Langsam werde ich sicherer. Noch 10km. Noch 5km. Ich sehe schon den roten Wipfel. Während die anderen gemütlich ausrollen hält mich nix mehr: Ich will endlich fertig werden. Ich habe Hunger und der Arsch tut weh.
Alles geben. Im Ziel stehen meine Jungs. Während Michael mich plus Fahrrad auffängt bietet Laurent mir bereitwillig ein Stück von seinem seit 3 Stunden warm gehaltenen Brötchen an.
4h30 sind verdammt lange auf einem Fahrrad. Ich bin glücklich im Ziel. Hungrig und freue mich darüber, dass mein Debüt mit einem 5ten Platz in meiner Klasse belohnt wurde.

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