Dienstag, 23. Juli 2013

Ventoux

Huch ? Schon 6 Wochen her ?
Aber gut. Ich muss endlich hier nochmal was schreiben. Es herrscht echt gähnende Leere. Also vorne anfangen:
Ende Mai rief der Berg. Viel mehr : er schrie.
Der Berg? Nee, das war eigentlich der Wind, der gerade um die Hausecke sauste!
Innerhalb von 5min wussten wir dass der Name Ventoux vor allem dem Wind (vent) geschuldet war.
Lag da oben etwa noch Schnee? Im Mai?
Jaja, bestätigte uns der Nachbar, der uns soeben mit den Schlüsseln zum Ferienhaus geholfen hatte. Tatsächlich es ist Schnee.
„Aber morgen soll er abtauen“.
Gut morgen wollten wir sowieso erst einmal „einrollen“.
Das einrollen gestaltete sich dann doch relativ höhenmeterlastig. Denn die Gorges de la Nesque beginnen bei ca. 350Hm und enden mit Ausblick auf Sault auf ca. 700 Hm. Dumm nur, dass man dann noch nach Hause muss. Und um zurück nach Bedoin zu gelangen muss man dann doch noch über den Col des Arbeilles. 1000Hm.
Michael musste die Beine also schon vor der Ausfahrt zum Ventoux beanspruchen. So ein Singletrailer plus Babymann (der sich selbst mittlerweile schon „Laurent“ oder alternativ „Kind“ nennt) wiegt schlappe 22kg.
Tag 2: Ideales Wetter: Der Mistral bläst nicht mehr. Morgens konnte man sogar mit Fleecejacke draussen frühstücken (Mai???) und auf dem Ventoux ist fast der gesamte Schnee abgetaut.
Wann geht’s looooooo???? *zappel* Bremsen nochmal überprüfen und Abfahrt!
Von Bedoin aus geht es also hinauf. Anfangs bleibe ich bei meinen beiden Männern. Somit bin ich auch nicht verleitet zu schnell in die 20km Auffahrt hinein zubrettern. Ab der steilen Kippe im nächsten kleinen Örtchen schickt Michael mich los, sodass er und ich jeweils unseren Rhythmus fahren können. In 10km dreh ich um und komm euch entgegen.
Nach der nächsten Kurve tauchen schon die ersten Waden von mir aus. Typ flach. Ich lasse sie relativ schnell hinter mir. Zwischendurch fahre ich an dicken und dünnen Waden vorbei, an durchtrainierten Kerlen und an Bäuchen, die aufm Oberrohr kleben, an lachenden und an schmerzverzerrten Gesichtern. Ich habe meinen Flow gefunden. Abgehts. Dabei war ich dieses Jahr noch nicht viel in den Bergen. Nur ein paar mal am St. Odile. Aber noch nicht mal aufm Champ du Feu.
Es rollt weiter. Km 10 ist erreicht, ich lasse mich zurückrollen zu den Jungs. Laurent schläft, Michael strampelt. Sieht sehr gut aus. Treffen oben? Ja.
Und abgehts. Zwischenzeitlich muss ich wieder an bereits überholten vorbeifahren. Die Gesichter sind mit ungläubigen Fragezeichen übersäht. Erst wenn ich erkläre, dass der Mensch mit dem Anhänger zu mir gehört verstehen sie, warum ich bergauf-bergab-bergauf fahre.
Und weiter geht’s. Die letzten 6km brechen an. Wo vorher noch Wald war, da fahre ich nun in die Steinwüste. Hier bläst ein leichter Wind, hinter der nächsten Kurve wird er stärker. Ventoux Wind eben.
Jemand fährt an mir vorbei. Vorbei an mir???? Ab in den Windschatten. Ich kann lutschen, über  ca. 3km. An der letzten Km-Markierung setzt er zum Sprint an. Ich bin weg vom Fenster. Geiles Rad – dicke Beine, der macht das hier nicht zum ersten Mal.
Endlich, die letzte Kurve. Ab in den Wiegetritt. Noch 100m – 50m-hoppppp-Ziel!!!!
Ich bin oben. Grinsend.
Artig bedanke ich mich bei meinem Windschattenmacher. Der muss sich beeilen, denn er muss die Kinder zum Mittagessen aus der Schule abholen. Sagte ich doch: Der macht das öfters hier!
Keine Zeit verlieren. Ab wieder runter. Michael anfeuern. Der ist schon weit gekommen. Ich fahre neben ihn. Hinter ihm rufts „ Papa nellllll nelll“. Der Zwerg ist jetzt wach und Michaels grösster Fan.
Ich fahre ein Stück vor, schiesse ein Foto von den beiden und begleite sie weiter. Die Kraft muss man haben 22kg den Ventoux hochzuschleppen.
Die Abfahrt?
20km runter. Soviel bin ich noch nie am Stück runtergefahren. Da kann man das abfahren quasi am Berg lernen J
Ventoux? Jederzeit wieder. Dann aber unten auf die Uhr gucken und auf Zeit hochbrettern.

Toller Urlaub. Leider nach einer Woche bereits rum.


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