Samstag, 19. Februar 2011

Unbedingt und jetzt sofort und schnell

"Endlich Urlaub". Der Göttergatte steht grinsend in der Tür.
Morgen früh soll ich ihn am Busbahnof in Orsay absetzen. Nächster Halt: Trainingslager Südfrankreich. Wie früh "morgen früh" ist hat er mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt.

Dafür hat er mich aber heute schon 3x von der arbeit angerufen: "Schatz ich geh noch Müsliriegel einkaufen, brauchst du noch was für die Woche?"
Ich: "Ja Sprudel"
Er: "Mann hast du nen Verbrauch"
...
Anruf 2 kam direkt ausm Supermarkt: "Sag mal wir haben doch noch Mayo oder?"
Ich: "Falls du die meinst, die seit dem Sommerurlaub in unserem Kühlschrank lag, die hab ich zuerst zum Friseur gebracht und dann im November in die Mülltonne geworfen"
Er: "Warum? Die ist doch 1 Jahr haltbar"
Ich: "Im geschlossenen Zustand. Damit ist nicht die Kühlschranktür gemeint"
Er: "brauchste sonst noch was?"
Ich: "Nein, aber falls du Tomaten..."
tut*tut*tut*tut
Gut dann haste halt Stullchen ohne Tomaten...

Anruf 3 kam ausm Fahrradladen: "Ey meine Gabel funktioniert wieder!"
Ich: "Oh klass..."
tut*tut*tut*tut
Dieses Mal hat mein Router das Gespräch vorzeitig unterbrochen.

Herr *endlich Urlaub* ist nun zu Hause. Das heisst: Im Umkreis von 100m unserer Wohnung mit sämtlichen Terrassentüren geöffnet...
Ich wage schon garnicht zu fragen was er jetzt sucht.
"Hast du die Bürste gesehen"
"Sag mal wir hatten doch noch eine zweite Tube Kettenöl"

Dazwischen -wohlgemerkt: wir haben unsichtbare Säcke an den Türen, die schliessen sich von selbst- rauscht er ins Schlafzimmer und zerrt sämtliche Radtrikots aus dem Schrank und sortiert aufm Bett. Die Sortierlogik hab ich noch nicht verstanden: weder nach Langarm-Kurzarm, noch nach Farbe ... keine Ahnung welches Kriterium er anwendet. Passend zur Hose kanns nicht sein, er hat nur schwarze Radhosen.

Auf mein vorsichtiges Anfragen wann denn "morgen früh" genau ist bekomme ich die Antwort "viertel nach fünf". Warum sagt er nicht gleich "heut nacht".
Aber schon ist er abgelenkt: "Hast du meine Sonnenbrille gesehen". Klar Schatz die hab ich auf und spiele jeden Tag Stevie Wonder, weil ich seh mit den läppischen 0,75 Dioptrin ja so viel.
Nach einer Viertelstunde "muss Brille jetzt sofort finden" fällt ihm ein: Ach die liegt im Dienstwagen. Und wo steht der? Auf der Arbeit.

Also verschwindet Herr "endlich Urlaub" noch einmal für eine knappe Stunde.
Ich bin müde. Bevor ich mich hinlege muss ich jedoch zunächst alle Türen schliessen. Scheiss auf die imaginären Sandsäcke. Und unser Bett unter Trikots, Hosen, Fahrradschläuchen, Müsliriegeln und Zahnpasta freigraben.

Nachdem ich ihn dann endlich am Busbahnhof abgeliefert habe fiel ich zurück in mein Bett und dachte nur eins: "Endlich Urlaub".

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