Dienstag, 1. Juni 2010

Saaschleifen-Schamm-Schlacht

Saarschleifen-Schamm-Schlacht


Dieses Jahr war ich gut vorbeireitet:
- Rad mit Bremsen, die funktionieren
- Mehr Fahrtechnik
- Bessere Kraftausdauer
- Pulsmesser, damit ich nicht zu schnell losbrettere
- Riegel in Hälften geschnitten (mundfertig, damit man sie nicht mit zitternden Fingern auspacken muss)
- Motivation eine schnelle Zeit zu fahren
- 1 Woche Trainingslager in den Bergen.
Das Wetter war leider nicht so gut vorbeireitet wie ich. Es hatte die ganz Woche gepisst.
Aufgeweichter Boden war zu befürchten.

Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Nachdem ich den Tag zuvor noch extra nicht nur den Teller Spaghettis geleert habe sondern auch den Topf (Zusammenarbeit mit Papa), sollte man doch annehmen, dass die Wettergötter friedlich gestimmt sind.
Nix wars: Pisswetter.

Also packe ich mal gleich 3 Extrapaar Strümpfe in die Sporttasche. Es gibt nix Schlimmeres als mit nassen Füssen loszufahren.

7 Uhr: Carsten abholen, das Riesenrad (Rahmengrösse XXL???) aufladen stellt sich als kompliziert heraus, denn es soll neben meinem Zwergenrad festgebunden werden.
Pferdeverladen ist einfacher.

8 Uhr: Angekommen. Am Startplatz ist noch tote Hose. Nur ein paar nasse holländische Zelte stehen auf dem Parkplatz.
Startnummern abholen ist daher in 5 Minuten erledigt.

9 Uhr: Ich fange schon mal vorsorglich an Panik zu schieben. Hilfe was zieh ich an?

Kurzes Trikot? Langes Trikot? Armlinge drüber? Drunter? Doch lieber Regenjacke?
Ich entscheide mich für langes Trikot plus Regenjacke ohne Arme…Carsten versteht die Welt nicht mehr: Was ist denn bitte eine Regenjacke ohne Arme? Ok, Weste halt. Regenweste hört sich echt bescheuert an.
Aus der Kombination Regenweste + Langarm wird dann aber doch nix: Rosa Weste und orangenes Trikot geht ja nun echt nicht.
Doch keine Weste. Dann aber 1 Schicht mehr Kleider drunter. Nochmal Bäumchen-wechsel-dich und gut ist.
Oder soll ich vielleicht doch...

Währenddessen betreibt Carsten noch Feintuning an seinen Fingern: Abgebrochene Nägel kann man auch mit dem Saitenschneider reparieren.

9:30: Start der Langstrecke: Da guckt man natürlich zu. Kann man vielleicht noch was lernen. Dehnübungen kombiniert mit Gegnerausschaltung zum Beispiel:
Man nehme das Rad (Vorsicht: Leichtbauweise ist für die folgende Demonstration zu bevorzugen). Man halte das Rad am Vorbau und am Sitzrohr in Schulterhöhe. Danach vollführt man Rumpfdrehungen. Natürlich macht diese Übung nur in einem überfüllten Startblock Sinn. Unsere holländischen Kollegen sind wohl volle Startblöcke bei MTB Rennen nicht gewohnt. Anders kann ich mir so einen Blödsinn nicht erklâren.

10 Uhr: So langsam müssen wir uns auch fertig machen.
Brr ist das kalt ohne lange Hose.

10:30: Start. Dieses mal gehe ich das ganze gemütlich an. Nicht überpacen. Die ersten 25km ruhig rollen. Mein Pulsmesser hilft mir ungemein.
Leider zeigt er am Berg dann doch 190bpm an. Nicht weil ich fertig bin, sondern weil ich mich ärgere. Der Weg ist mit gutem Wille zweispurig. Und was passiert: Die Bergallergiker kapitulieren und schieben 3-spurig nebeneinander. Rufen zwecklos. Ich finde das sehr ignorant.

In der ersten lustigen Abfahrt stelle ich fest: Macht ja SPAAAAHHAAASSSS!!! Letztes Jahr wars eher ein Kampf ums nackte Überleben. Aber dieses Jahr ists trotz Matschsurfen geil geil geil.
Neben mir fährt ein Mädel, das ums Überleben kämpft. Überlebt hat sie. Das Rad auch. Aber auf getrennten Wegen (äh Flugbahnen).

Nach 10km gehts mir noch richtig gut. Keine Abflüge. Das vom letzten Wochenende demolierte Schlüsselbein scheint auch zu halten.

Die modischen Überlegungen vorm Start hätt ich mir auch schenken können: Ist nun sowieso alles matschfarben.

Die nächsten 15km flutschten so richtig gut. Flutschen im wahrsten Sinne des Wortes: Das Reifenprofil war so zugematscht, dass Bremsen nur dazu führte, dass das Rad wegflutschte anstatt auf dem Trail zu bleiben.

Bei der ersten Verpflegungsstelle pausierte ich dieses Jahr. Man lernt aus Fehlern des Vorjahres. Damals war die zweite Streckenhälfte eine Qual.
Ein kleines Mädel mit blonden Locken hielt mir eine Schüssel mit Obstschnitten vor die Nase. Ist ja klar, dass das Kind mein Freund war oder? Als sie dann aber mit Bananen ankam musste ich sie enttäuschen: “Guck mal hier hab ich auch Bananen” Ich:”Nee danke, ich mag keine Bananen” (sollte heissen: “die kotz ich am nächsten Berg übern Lenker”, das sagt man aber nicht zu 6jährigen). “Die sind aber gesund” “Nee danke, ich mag lieber Müsliriegel” “Aber meine Mama hat gesagt, dass die gut sind für Radfahrer”. Für Grundsatzdiskussionen mit Stöpseln hatte ich nun echt keine Zeit. Weiter!

Nach 30km traf ich dann Marjan. Wir fuhren unser ganz eigenes Race: Ich fuhr ihr den Berg hoch davon. Und sie bretterte den Berg runter an mir vorbei. Ich dachte mir schon das wird spannend. Von mir aus darf sie sogar gewinnen. Nur: Wenn sie mir das letzte Stück Sahnetorte im Ziel wegfuttert, dann werden wir keine Freunde.

Sahnetore-träumend fing ich als an mich zu beeilen. Halbzeit ist ja rum. Abgehts.

Die nächsten Technikpassagen wurden lustig: Die sahen mehr so aus wie die Lieblingssuhle einer Wildschweinhorde. Nur die Flatterbänder an den Seiten liessen erkennen, dass hier tatsächlich menschliche Wesen unterwegs waren. Die Farbe dürfe den Wildschweinen aber recht ähnlich sein.

Zwischendurch musste ich immer mal wieder anhalten und ein Kilo Matsch aus den Ritzen puhlen, da sonst das Hinterrad gar nicht mehr gelaufen wäre. Aber: Keinerlei Schaltprobleme. Auch keine Platten. Nur stinkig, nass und dreckig.

In einer Technikpassage beglückte ich den Fotografen dann noch mit einem Abstieg über den Lenker. Ich hoffe er hat nicht nur den Einschlag geknipst ;)

An der Staustufe musste geschoben werden. Stand sogar auf dem Hinweisschild. Schieben und Tragen hab ich ja im Urlaub gelernt. Oben am Berg stand dann mein Fanclub und hat meine Zu-Fuss-Getrampele bildlich festgehalten.

Noch einmal Abwärts. Marjan sagt mir zum ca. Zwanzigsten Mal “Hallo”. Es geht in den Letzten Berg. Sie jammert “Och nö. Ist soo anstrengend”.
Der Berg muss jetzt auch noch! Aber die Hoppelsteine sind schon doof.
Endlich: Ich sehe das 1km-Schild. Jetzt kann nix mehr schief gehen. Ein letzter Blick über die Schulter: Marjan ist ausser Sichtweite. Gib Gas!
Gut gesagt...Auf den letzten Meter wird man noch mit Riesenschlammpfützen bespasst. Die Holzhackschnitzel sind in ihrer Bremswirkung auch recht beeindruckend.

Endlich im Ziel.
Platt und glücklich.
3h56. Also doch nicht wirklich schnell. Aber bei dem Matsch auch kein Wunder.

Mein Freund begrüsst mich mit einem Gesicht, dass so garnix gutes verheisst: Er hat abgebrochen. Sein Schaltwerk war wohl sehr zickig. Schade.


Jetzt wäre eine warme Dusche schön und Sahnetorte. Und Nudeln. Und... egal.

Ich mache mich auf zum Waschplatz. Nach der Schlange zu Urteilen gibt es nur einen Schlauch für massenhaft versiffte Fahrräder. In der Dusche siehts wohl ähnlich aus. “Nimm mich jetzt auch wenn ich stinke”-singend tappe ich zurück zum Auto. Ich bin nicht allein beim Parkplatz-Stripping. Und der Regen ist doch fast so gut wie eine kalte Dusche (Wer duscht schon gerne mit Eiswürfeln?)
Die beiden Herren –diese Streber- haben natürlich geduscht. Und das Fahrrad hat auch fast wieder Originalfarbe.

Nächstes Jahr will ich mich dann endgültig mal beeilen. Und nicht so oft vom Fahrrad fallen. Versprochen.

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